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Blog Nr. 2 – Berge, Stadt, Meer, Berge und ein kleines Kätzchen

Freistehen, wandern und viel geniessen

Für die Kurzleser:

17.7.20 vom Gardasee in die Alpi Apuane; Übernachtung auf einem günstigen Gemeindeparkplatz und Nachtessen mit 2 Pizzen, Wein und Kaffee für unter 30 Euro; 18. -20.7. erstes Freecamping oberhalb von Campocatino mit spektakulärer Wanderung auf den Passo della Tambura am zweiten Tag; 20.7. Aufbruch nach Lucca und Übernachtung auf dem Agriturismo ai Linchi sowie Velo-Ausflung (Giro d’Italia) nach Lucca am zweiten Tag; 22. -24.7. Camping direkt am Meer und Abzocke in Moneglia; 24.7. Aufbruch in die Berge (Camping Argegna) mit Besuch von Mäxli (kleine Katze) und sensationellem Nachtessen. Morgen geht es weiter…

 

Für diejenigen mit etwas mehr Zeit:

Am 17. Juli 2020 wollten wir das Campingleben am Gardasee mit einem Free-Camping-Platz in den Bergen tauschen. Die Übernachtung wäre in einem Nationalpark in den Bergen beim Rifugio Lagoni geplant gewesen. Diversen «Camping-Verboten-Schilder» auf dem Weg zum Ziel, haben bei Cello schon einmal etwas Unbehagen ausgelöst und am Ort angekommen, war es dann mit der Unbeschwertheit komplett vorbei; unzählige Autos von Ausflüglern und Wanderern trübten die Einsamkeit und der Dieselgenerator vom Refugio trug seines bei. Romantisches Freistehen haben wir uns irgendwie anders vorgestellt und obwohl die Umgebung mit dem See Tanja zugesagt hätte, wusste sie, dass an Schlaf nicht zu denken gewesen wäre – nicht wegen den Wanderern (die wären am Abend weg gewesen) aber Cello war so unglaublich nervös und unrelaxed, dass er die ganze Nacht kein Auge zu getan hätte (ich weiss, ich muss diesbezüglich noch deutlich relaxter werden aber die Camping-Verbots-Schilder haben nicht zu meinem Wohlbefinden beigetragen). So haben wir uns entschieden, weiter kreuz und quer durch die Alpen zu düsen und sind schlussendlich auf dem kleinen Gemeinde-Camping-Platz in Monchio della Corti gelandet. Für 10 Euro konnte man den Schlüssel in einer nahe gelegenen Beiz abholen. Da wir relativ spät angekommen sind, haben wir uns in der noch näheren Pizzeria Cartoccio Di Baretta am Abend 2 Pizzen gegönnt. Das Preisgefälle ist schon krass; 2 Pizzen, Wasser, ein bisschen Weiss- und eine Flasche Rotwein sowie 2 Kaffees für 30 Euro. Die Pizzen waren so überdimensioniert, dass wir zwei Hälften einpacken liessen und uns fürs Frühstück aufgebwahrt haben – yep, wir sind jetzt Camper und lassen uns die Reste einpacken und yep, Pizza am Morgen schmeckt hervorragend;-). Auf dem Rückweg zu unserem Camper haben uns unzählige Leuchtwürmer den Weg gezeigt.

 

Am 18. Juli machten wir den zweiten Anlauf zum Freistehen. Diesmal führte uns die Reise nach Campocatino – einem hübschen Bergdorf mit zahlreichen kleinen Steinhäusern, welches jeweils an den Wochenenden von italienischen Tagestouristen geflutet wird (Anmerkung: Es war Samstag). Auf dem obersten Parkplatz haben wir schlussendlich unseren Stellplatz gefunden und erkundeten das Dorf sowie das lokale kleine Restaurant, welches ebenfalls nur an den Wochenenden geöffnet ist. (Anmerkung: 5 dl Weisswein und eine Flasche Wasser kosten hier 5 Euro – was wir natürlich nur vom Hören sagen kennen;-).

 

Die Leute waren uns sehr freundlich gesinnt und Mojito ist wohl eh ein Sympathieträger, sodass wir uns schon am frühen Abend entschieden haben, die Stühle und den Tisch rauszuholen (am zweiten Abend haben wir von italienischen Camper-Nachbarn als Dank, dass wir in Italien sind, sogar eine Flasche Wein geschenkt gekriegt). Tanja hat einmal mehr etwas leckeres zu Essen gezaubert. Etwas unheimlich wurde es uns dann gegen 21:00 Uhr als wir aus dem Wald ein lautes «Brummen» vernommen haben (bis heute glauben wir immer noch, dass es ein Bär war). So flüchteten wir ins Bett und konnten kurze Zeit später eine grosse Gruppe von Bären (ok, vielleicht waren es auch Wildschweine) draussen beobachten. Cello verflucht sich bis heute, dass er sich gegen Tanja nicht mit der ganzen Möchte-Gern-Equipment-Bestellung durchsetzen konnte, denn sonst hätten wir mit dem Restlichtverstärker, Nachtsichtgerät, Richtmikrofon, Bewegungsmelder, Wildaufnahmekamera, Feldstecher und Flutlichtanlage heute Gewissheit, was wir genau gesehen haben!

Am nächsten Morgen wollten wir endlich wieder einmal eine kleine Wanderung machen und schnallten unsere Trekkingschuhe unter die Füsse und packten den Rucksack. Nach kurzer Distanz auf der frequentierten Wanderautobahn, sind wir auf einen kleinen Weg in den Wald abgebogen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es der bisher wohl spannendste Wanderweg werden würde. Circa zwei Kilometer später führte uns der Weg an einer steilen Krete entlang, danach kam eine Kletterpassage mit Stahlseilen und schlussendlich ein ungesicherter Weg, welcher seitlich hunderte Meter senkrecht abfiel, was für Cello mit seiner Höhenangst die maximale Herausforderung war (wir verzichten hier zu erwähnen, dass der Weg zwar wirklich in eine Felswand gehauen wurde und es senkrecht hunderte Meter in die Tiefe ging, jedoch der Weg von der Steilwand bis zur Kante circa 3 Meter breit war). Anschliessend ging es steil hinauf bis zum Passo della Tambura wo wir unerwartet mit einem sensationellen Blick über die Berge bis zum Meer belohnt wurden. Da man uns sagte, dass es vom Monte Tambura (der Aufstieg wäre auch noch einmal ein paar hundert Höhenmeter gewesen) nicht nach Campocatino zurück geht, haben wir dann den selben Weg zurück angetreten und konnten den spektakulären Weg noch einmal geniessen.

Bei unserer Rückkehr nach Campocatino war das Dorf noch mehr überlaufen als am Samstag und so entschlossen wir uns, noch eine Nacht auf unserem etwas abgelegenen Parkplatz zu verbringen, statt die engen Gassen mit Gegenverkehr runter zu kurven. Dafür gönnten wir uns zum ersten Mal am Abend eine Dusche. Wie man sehen kann, ist auch in unserem Boiler das Wasser nach mehr als 48 Stunden kalt.

Am 20. Juli machten wir uns auf nach Lucca wo wir stadtnah auf einem Agriturismo-Camping nächtigten und das richtige Influencer-Leben kennenlernen mussten/durften/konnten; neben uns stellte sich ein Paar, welches zu unserem Erstaunen wie wild gewordene Wespen umherschwirrte, Fotos machte, küssende Hebefiguren vor Reben (und hinter den Mülltonnen) veranstaltete und gefühlt alle zwei Minuten für 20 Minuten mit dem Selfiestick vor dem Gesicht irgendwelche Kommentare von sich gaben. Im Gegenzug haben sie darauf verzichtet miteinander oder mit anderen Personen zu kommunizieren. Am Abend verliessen sie dann gegen neun Uhr den Camping Platz, weil sie offenbar von Lucca noch Posts machen mussten und kehrten gegen elf Uhr zurück, bevor sie den Platz am nächsten Morgen sehr früh wieder verliessen. Wir haben später von unseren (netten) Nachbarn erfahren, dass es sich bei den beiden tatsächlich um ein Influencer-Paar mit über 75’000 Follower handelt. Dass die Welt zwischen Schein und Sein ja bekanntlich divergiert war klar, aber wenn man deren beiden Instagram-Happy-Life anschaut und dann die Realität sieht, ist es schon erschreckend. Richtig zum Kotzen wird es aber wenn man deren möchte-gern-Lebensweisheiten liest – aber das ersparen wir euch. Wir haben lediglich eine Bitte an alle die uns kennen oder dies lesen werden: Sollten Tanja und ich irgendwann mal ein Video von uns mit Hebefiguren vor einer Rebe machen, welche sich auch noch hinter den Mülltonen befinden, und uns anschliessend küssen, sodass Tanja mit dem obligate rechte Bein wippt, erschiesst uns bitte!

 

Aber zurück zu uns: Wir genossen an diesem Tag den Pool und natürlich das Lästern mit unseren netten Nachbarn. Am Tag darauf ging es mit unseren Faltvelos nach Lucca – die Giro d’Italia ist ein Kinderspiel im Vergleich zu unserer Velotour, insbesondere da wir auf dem Rückweg noch mit Gegenwind zu kämpfen hatten. Lucca war traumhaft und wir mussten uns zurückhalten, um nicht mehr einzukaufen als vernünftig gewesen wäre. So gab es keine neuen Kleider dafür Pasta und Trüffelcreme für die Strandfigur;-).

 

Auf Empfehlung unserer netten Camper-Nachbarn Laura und Max und da nichts über happy Wife happy Life geht, machten wir uns am nächsten Morgen auf ans Meer. Ein enger Tunnelweg führte zum Camping Smeraldo mit Stellplätzen direkt am Meer nahe Moneglia. Neben einer Stadttour war hier baden und ausgiebiges relaxen angesagt. Zudem verbrachten wir einen sehr netten Abend mit Laura und Max aus Bayern.

 

Aufgrund der eher schlechten Wetterprognosen an der Küste und unserem Drang zu Bewegung, sind wir am 24. Juli wieder in die Berge gefahren, wo wir aktuell auf dem schönen Argegna Camping stehen. Wandern ist hier ganz ok, so haben wir uns auch gestern und heute ordentlich bewegt aber das Highlight sind doch viel mehr die zwei Restaurants vor Ort: Am ersten Abend gab es je eine Salatschüssel, gefolgt von zwei riesen grossen Pizzen (welche wiederum noch als Frühstück gedient haben). Ans Herz gewachsen ist uns an diesem Abend Mäxli, eine kleine Katze welche von Tanja schon einen festen Platz in Mojito reserviert bekam, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass die Katze offenbar der Eigentümerin gehört, und sie Mäxli gerade noch im richtigen Moment ins Haus rein genommen hat. 

 

Am zweiten Abend haben wir das zweite Lokal vor Ort aufgesucht und sind voll in den Hammer gelaufen. Uns wurde das Menü Touristi empfohlen – was es genau ist, wussten wir erst als aufgetischt wurde; begonnen hat es je mit einer Portion Ravioli mit Ragout (das hätte für Tanja schon locker gereicht), danach kam je eine Portion Nudeln mit Pilzen (das hätte dann auch für Cello gereicht). Auf die beiden «Vorspeisen» folgten je zwei Hauptgänge (einen haben wir leider vergessen zu fotografieren) und danach noch eine kleine Kuchenauswahl. Das Ganze für je 22 Euro inklusive zwei Wasser und eine Flasche wirklich guten Hauswein. Nach Hause ging es glücklicherweise bergabwärts, sodass wir zurück kugeln konnten. 

 

Da das Wandern hier – wie geschrieben – nicht so erquickend ist, wollten wir eigentlich schon heute in eine höhere Bergregion stechen, haben uns aber heute Morgen spontan entschieden eine Nacht länger zu bleiben, um den versprochenen zweiten Blog zu schreiben. Zeitdruck haben wir ja relativ wenig und so geht es nun morgen weiter auf unserer Reise ziellos durch Europa. 

Und noch einen Special: E bisseli stinge muessi

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Uwe Banitz
Uwe Banitz
4 years ago

Ach is dis schee😂😂😂👍🏽👍🏽👍🏽

Francis
Francis
4 years ago

Hallo ihr zwei. Vielen Dank für die witzig verfassten Posts. Ein kleiner, aber wertvoller Tipp für euch, von 2 Jahrelang-Weitreisenden; Lasst euch mit den Posts nicht unter Druck setzen. Zum einen, weil es euch selber stresst, immer wieder zeitnah und gegen alle Widerstände, berichten zu müssen, was euch selber gerne mal den eigentlich so herrlichen Abend vermiesen kann. Sondern auch, weil ihr mit der Zeit, auch wenn es eure Follower nicht gerne zugeben werden, soweit bringt, dass diese euch nicht mehr Follower…. weil es einfach zuviel wird. Geniesst eure Reise, und berichtet, über das, was euch Spass macht, wann und… Read more »

Südamerika 9 363.jpg
Francis
Francis
4 years ago

Bild stammt vom Salar de Uyuni, Bolivien. Dem grössten Salzsee der Welt. Da haben wir eine ganze Woche drauf verbracht, und Monate von Reise-Berichten nachgeholt……. 🙃 in aller Ruhe.

Simone
4 years ago

Haha, ihr Lieben.. die Hebefigur vor einer Rebe kann ja auch eine typische Handbewegung sein! 🍷 Viel schlimmer fände ich, wenn ihr euch in Yoga Positionen vor irgendwelchen Abgründen ablichtet. Das macht jeder! 😜 Geniesst Bella Italia in vollen Zügen! Ich bin unglaublich neidisch und stille mein Fernweh mit euren lustigen Beiträgen ein bisschen. A la prossima e baci!

Hubert
Hubert
4 years ago

Und noch ein Komplimenteüberbringer – super lustig macht ihr das. Scheinbar tut Euch das Vanlifen sehr gut 😉 Hätt mich gewundert, wenns anders wäre.
Ich hoff auch, dass wir Euch nie erschießen müssen ;-)))) Ja – da prallen Welten aufeinander.
Macht weiter so – und das mit den Freistehplätzen wird auch noch – Nachteil ist halt: da gibts keine Pizzas in der Nähe… 😉

Wir haben noch 1,5 Wochen dann legen wir auch wieder los! Wir haben gebucht: Fähre Ancona – Igoumenitsa SO 19:00 Abfahrt. Zurück erst im Oktobre 😉 WE LOVE IT TOO