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Mylopotamos Beach

Griechenland Teil 3: Volos & Pelion (Blog 63)

Volos & Pelion nach den schweren Untwettern

Vornweg: Wir haben beim Blog-Titel bewusst auf das Wort «traumhaft» verzichtet, denn die Region Volos & die Halbinsel Pelion wurden im September 2023 von unglaublichen Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht – mehr dazu im Verlaufe dieses Blogs.

Für unsere Leser mit wenig Zeit:

19.11. Wir verlassen Chalkidiki und geniessen den Abend in einer Taverne bei Methoni; 20. – 22.11. Zwei Nächte und ein bisschen «Luxus» am Meer auf dem Olympos Beach Camping bei Plaka; 22.11. Auf dem Weg Richtung Volos werden wir beim Lake Karla mit den massiven Auswirkungen der schlimmen Regenfälle von Anfang September 2023 konfrontiert; 23. -25.11. Auch wenn Pelion schön wäre, verbringen wir schlussendlich nur zwei Nächte auf der Halbinsel. Während die Innenküste von den Unwettern extrem verwüstet wurde, sind die Schäden an der Aussenküste glücklicherweise etwas kleiner.

Für diejenigen mit mehr Zeit:

 

Am 19. November verlassen wir Chalkidiki; unsere nächsten «Fernziele» sind Volos & die Halbinsel Pelion.  

Unser erster Fahrtag führt uns am 19. November 115 Kilometer bis in die Nähe der Ortschaft Methone. Hier finden wir die Taverna «Το Κούτσουρο» (The Koutsouro) wo wir parken, uns verpflegen und auf dem Parkplatz am Meer übernachten.

 

Vielleicht ist es der Sonntag oder einfach, weil Griechen gerne in die Tavernen gehen. Das Koutsouro ist jedenfalls sehr gut besucht. Wir ergattern einen Tisch und lassen uns verwöhnen! Besonders angetan hat es uns der frische Tintenfisch. Und der feine Salat. Und die Muscheln Saganaki. Und die krossen Pommes🤣.

Weiter südlich geht für uns die Reise am nächsten Morgen. Als wir 88 Kilometer später in Plaka am Olypums Beach Camping vorbeifahren, meint Tanja, dass dies einer der einzigen offenen guten Campingplätzen weit und breit sei. 

 

Die Gegend gefällt uns gut und eine warme Dusche wäre geil, also wenden wir. Der Empfang ist herzlich und weil wir die einzigen Gäste sind, sollen wir uns auf dem Parkplatz beim Restaurant ausbreiten. Dort hätten wir die schönste Sicht aufs Meer. Das Beste: Als wir vom Spaziergang zurückkommen, wurde unser Camp sogar VIP-mässig mit Schilder abgesperrt, damit wir den Platz sicher exklusiv haben😱🙈🤣.

 

Die Duschen sind warm, der Strand ist schön, wir können spazieren, geniessen ein Gläschen Wein auf der Terrasse des Restaurants und lassen uns in der Taverne verköstigen. Weil es so schön ist, hängen wir eine zweite Nacht an.

Am 22. November fahren wir weiter und werden mit den ersten offensichtlichen Auswirkungen der schlimmen Regenfälle vom September 2023 konfrontiert. Unsere Route endet bei einer massiven Brücke, welche durch die Wassermassen wie ein Streichholz geknickt wurde.

Die Auswirkungen des Sturmtief «Daniel» 

 

Am Montag, 4. September 2023 erreichte das Sturmtief «Daniel» die Region Thessalien in Griechenland. Die Freude über den Regen, welcher die lange Dürreperiode mit extremer Waldbrandgefahr beendete, wich schnell der Ernüchterung. Nie dagewesene Regenmassen vielen vom Himmel. Besonders schwer betroffen war das Gebiet um Volos.

In der Ortschaft Zagora gingen innerhalb von 24 Sunden 754 Liter Niederschlag nieder. Innert 72 Stunden wurden über 1’100 Millimetern pro Quadratmeter gemessen. Zum Vergleich: In Zürich fallen jährlich im Schnitt 1’108 Millimeter Regen, wobei es im Jahre 2022 nur 872 waren. In Berlin sind es im Schnitt zwischen 400 und 600 Millimeter Regen pro Jahr und bei der verheerenden Ahrtal-Katastrophe in Deutschland im Juli 2021 fielen 154 Liter in 20 Stunden.

 

Die trichterförmige Anordnung der Berge um Volos sowie der lehmig-steinige Boden haben die extremen Bedingungen weiter verschärft. Weiter Verschlimmert wurde die Situation durch das Tief «Elias», welches in der Region einige Tage nach dem Tief «Daniel» noch einmal bis zu 400 Liter Regen pro Quadratmeter brachte. Die Folgen: Unglaubliche Überschwemmungen und massive Zerstörungen. 

 

Neben eingestürzten Brücken sehen wir ausgedehnte Flussläufe, welche mit ihrer schieren Gewalt ganze Wälder mitgerissen haben. Die unglaublichen Ausmasse werden uns bewusst, als wir bei Rakopotamos die Küste verlassen, über die Berge fahren und unter uns der «Lake Karla» auftaucht. 

 

Der «Lake Karla» war einst ein 180 Quadratkilometer grosser, riesiger See und Lebensraum für unzählige Vogelarten. Um mehr Anbaugebiet zu erhalten, wurde der See im Jahre 1962 trockengelegt. Die Folgen waren katastrophal: Die Artenvielfalt verschwand und die Wasserqualität sank.

 

Deshalb und da sich der trockengelegte Seegrund nie für Landwirtschaft eignete, wurde ein ambitioniertes Projekt beschlossen: 37 Quadratkilometer des Sees sollen wieder hergestellt werden, was Mithilfe von EU-Geldern umgesetzt wurde. Im Oktober 2018 wurde der neue «Lake Karla» eingeweiht. Schnell erholte sich die Artenvielfalt wieder und das Gebiet wurde ein Paradies für Vögel. Begrenzt wurde der See durch zwei Dämme. 

 

Als wir die Bergkuppe überqueren und der See vor uns auftaucht, trauen wir unseren Augen nicht; wie ein Meer erstreckt sich der «Lake Karla» vor uns und die Dämme ragen wie Brücken aus dem See. Die Grösse der Überschwemmungen sind schockierend🥺!

Auch die den See entlangführenden Strassen sind teilweise unter Wasser. Schlussendlich finden wir bei einer Kirche oberhalb des Sees einen Platz für die Nacht.

Am 23. November fahren wir erst nach Volos und dann weiter auf die Halbinsel Pelion. Der Name Pelion (auch Pilio genannt) kommt vom Gebirgszug, welcher sich der Halbinsel entlang erstreckt. 

 

Da wir nicht als Sensations-Touristen angesehen werden wollen, erkundigen wir uns in Volos bei Einheimischen, ob es angebracht ist, die Halbinsel zu besuchen. Uns wird bestätigt, dass sich die Mehrheit der Einwohner nach Normalität sehnt. 

 

Schon beim Verlassen von Volos werden wir ausgebremst, denn die geplante Strasse gibt es nicht mehr. Also fahren wir eine andere Route und treffen im Verlaufe des Tages auf unglaubliche Bilder der Zerstörung. Kleinste Bäche wurden zu reissenden Flüssen. Früher kleine Flussbette scheinen jetzt wie tiefe breite Narben die Natur aufgerissen zu haben. Schutthaufen zeugen von den mitgerissenen Häusern und ganze Strände wurden weggespült. 

Unser heutiger Tag führte uns die gesamte Innenküste am Pagasitischen Golf entlang bis zum Zipfel von Pelion und dann Richtung Aussenküste am Ägäischen Meer. Während die meisten Strände an der Innenküste komplett zerstört sind, werden wir am nächsten Tag feststellen, dass es die Aussenküste glücklicherweise nicht ganz so hart getroffen hat. 

 

Wir finden es nicht angemessen, an einem «zerstörten» Strand zu stehen und entscheiden 

uns für einen grossen Platz neben dem kleinen historischen Kirche und Kloster «des heiligen Taxiarchis» etwa 500 Meter von der Küste entfernt. Neben der Kirche gibt es zwei kleine Gebäude aus dem 17ten Jahrhundert, welche teilweise renoviert wurden. Gemäss Internet sind die kleinen Gebäude seit 2021 von Pater Dimitrios und der Nonne Fevronia wieder dauerhaft bewohnt. Da Fevronia mit ihrem Besuch auf der kleinen Terrasse sitzt, werden wir vorstellig, sagen hallo und erhalten die Zustimmung für unseren nächtlichen Aufenthalt. 

 

Nachdem wir uns eingerichtet haben, gibt’s tierischen Besuch.

Glücklicherweise haben uns die Wildschweine nicht die ganze Nacht auf Trab gehalten. Fit und munter fahren wir am 24. November erstmals die Aussenküste entlang. Unser erster Stopp ist der bekannte Mylopotamos Beach. Während sich hier in der Hochsaison hunderte von Menschen tummeln und sich die Autofahrer um die wenigen Parkplätze streiten, sind wir jetzt mutterseelenalleine hier.

Am Mylopotamos Beach erstellen wir endlich mal einen Instagram-Tauglichen- Nichtgestelten-Influencer-Pärchenfilm:

Auf unserem Weg zu unserem heutigen Nachtplatz am Chorefto Beach in der gleichnamigen Ortschaft, besuchen wir verschiedene Küstenabschnitte. Während die meisten Ortschaften glimpflich davongekommen sind, gibt es leider auch an der Aussenküste Ausnahmen mit massiven Zerstörungen. So zum Beispiel der Agioi Saranta Beach, wo der sonst kleine Bach alles mitgerissen und zerstört hat.

Für uns geht die Reise heute weiter Richtung Euböa. Bevor wir am 25. November Pelion verlassen, dürfen wir noch einmal einen Blick auf Volos werfen.

Special: Mit dem Doily auf dem Kopf sieht's fast aus wie aus dem Morgenland...

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